Kärjistettyä tahi ei, tässä kirjoituksessa tuodaan hyvin esiin sellaisia pointteja, mitkä Hoppissa ja Hoppin projektissa erityisesti raivostuttavat. Löydetty erään Rhein-Neckar-Kreisin paikallislehden sivuilta, alunperin se on kopioitu jostain muualta.
Huomionarvoisia ovat etenkin viittaukset median rooliin, jotka pitävät 99,9 prosenttisesti paikkaansa.
Ein Erfolg, der Sorgen bereitet
Seit vergangenen Sonntag ist es also amtlich- die Bundesliga begrüßt ab der kommenden Saison mit der TSG 1899 Hoffenheim einen Neuling. Mäzen Dietmar Hopp hat es geschafft, mit sinnvollen und gut angelegten Millionen-Investitionen seine langfristig verfolgte Vision wahr werden zu lassen. Sein Dorfverein, für den er selbst einmal die Kickstiefel schnürte, spielt ab nächster Saison mit im Konzert der Großen. In 18 Jahren gelang es Hopp, durch kluges Management, langfristige Planung, clevere Marketing-Strategien und nicht zuletzt Millionen-Investitionen aus seiner privaten Stiftung aus einem Kreisligisten einen der 18 Elitevereine der Bundesrepublik zu formen. Angesichts der unzähligen im Sand verlaufenen Millionen-Investitionen anderer Clubs kann man Herrn Hopp und der TSG Hoffenheim zu der erfolgreichen Strategie gratulieren.
So viel zu den nackten Fakten. Doch wie alles hat auch dieser Erfolg eine Kehrseite der Medaille. Hat in den letzten 10 Jahren ohne großes Getöse die schleichende Kommerzialisierung der Bundesliga und Ökonomisierung des Fußballs im Allgemeinen rasant Fahrt aufgenommen, so bedeutet der Erfolg des Hoffenheimer Projekts einen weiteren steilen Aufstieg zum nächsten vorläufigen Höhepunkt. Der Fußball, wie man ihn seit Jahrzehnten kennt und vielleicht auch lieb gewonnen hat, wird mit samt seiner Kultur und seiner Atmosphäre in den Grundfesten erschüttert. Dabei trägt diese Entwicklung eigentlich nur Tendenzen Rechnung, wie sie in der gesamten Gesellschaft Woche für Woche, Tag für Tag sichtbar werden. Hauptverantwortlich dafür: Nichts geringeres als der schnöde Mammon. Gefordert sind allseits Spitzenleistungen und Spitzenkräfte. Klar, der internationale Wettbewerb stellt Anforderungen an uns alle. Davon wird auch der Fußball nicht verschont. Und wirtschaftskompetente Führungspersönlichkeiten wie Hopp, Rummenigge, Holzhäuser, Kind und wie sie alle heißen mögen, versuchen, unsere Clubs in das richtige Fahrwasser zu leiten, damit sie auch endlich mit den europaweit von Fernsehsportlern und Zeitungslesern bewunderten Eliteclubs in London, Manchester oder Barcelona mithalten können. Was dabei nur allzu gern vergessen wird: Jeder Pol ruft auch einen entsprechenden Gegenpol hervor. Denn ohne Niederlagen keine Siege, ohne Misserfolge keine Erfolge und nicht zuletzt- ohne Armut kein Reichtum. Diese Tatsache wird allzu gerne ausgeblendet, von den Führungskräften, von den Medien und von all den Experten und solchen, die denken, sie wären es, weil nur sie die wahren Realisten ohne Scheuklappen seien, in schöner Abgrenzung gegenüber all den Traumtänzern und Romantikern. Dass all die negativen Erscheinungen genauso zur Realität gehören, darüber hüllt man gerne den Mantel des Schweigens. Klar, denn mit Negativem lässt sich meist nur schwer der gewünschte Werbeeffekt erzielen und das ist aus marketingstrategischen Gründen tödlich, wenn man an die Spitze will. Störenfriede wie Christian Heidel, Manager von Mainz 05, der es sich erlaubt hat, das Konzept von Führungskraft Hopp kritisch zu hinterfragen, werden via Medien gemaßregelt. Meinungsfreiheit unerwünscht, zumindest öffentlich. Denn das macht die Marketingstrategie zunichte, den Kunden ein X für ein U vorzumachen. Und das wiederum behindert den Weg zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Diesem Ziel ist schließlich alles unterzuordnen. Denn jeder will doch, dass deutsche Vereine Spitzenleistungen zeigen, koste es was es wolle. Wer anderes behauptet, der ist ein Traumtänzer. Oder etwa nicht?
Um andere Meinungen zu hören, dafür muss man sich schon Mühe machen. Denn man hört sie weder auf dem Sofa vor dem Fernseher noch liest man sie in der BILD. Dafür muss man es schon wagen, ins Stadion zu gehen, am besten sogar dort in die Kurve, wo der Pöbel steht und die ganzen Ultra-Schlägertrupps und Hooligans. So stand es zumindest in der Zeitung. Und wer will dort schon hin? Da fallen unflätige Ausdrücke, Leute machen Lärm, werfen mit Bechern und versperren einem auch noch die Sicht, obwohl man ja für das vollbezahlte Eintrittsgeld auch sein Recht auf vollständige Sicht einfordern können muss. Überhaupt haben solche Leute beim Sport nichts verloren. Auf den Fußball werfen sie nur ein schlechtes Licht. Oder gibt es irgendwo einen Traumtänzer, der noch behauptet, dass das Produkt Bundesliga überhaupt erst auf dieser Grundlage zu dem geworden ist, was es heute ist? Dass es sogar die Basis des Fußballsports mit all seiner Kultur ist? Nehmt die Scheuklappen ab! Die Tradition eines Herrn Hopp ist schließlich die Zukunft. Wer dem widerspricht, schadet der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und wer will schon ein solches Verbrechen begehen?
Überhaupt könnte es dafür nur einen Grund geben: Neid! Denn wer Realist ist, der weiß doch, dass jeder Fan gerne solche Stars für sein Team hätte. Alle würden doch gerne einen Investor für ihren Verein haben, damit man sich mit Chelsea und Manchester in der Champions League messen kann. Nicht wahr? Wir leben schließlich in einer Leistungsgesellschaft und da zählt nur der reine Erfolg. Niemand wird etwas anderes behaupten. In den Medien jedenfalls bekommt man nichts davon mit, dass es so etwas wie eine andere Meinung dazu gäbe. Wäre ja auch unrealistisch. Oder?
Wagen wir bei dieser Gelegenheit doch einmal einen Blick über den Kanal, zu den vorbildlichen Clubs aus dem Fußball-Mutterland, wo im 19.Jahrhundert alles anfing in der Arbeiterschicht der Industriezentren, beim Pöbel also, was wir aus marketingtechnischen Gründen natürlich nicht mehr erwähnen sollten. Dort thront er jetzt also, der Fußball-Adel, und heute Abend schon kann man neidvoll Zeuge von der Krönung des nächsten europäischen Königs werden, der in jedem Fall wieder englischem Geblüt entstammen wird. Überhaupt, der englische Fußball, der schönste, beste, attraktivste Fußball und natürlich die beste Stimmung mit den besten Fans- laut Medien. Chelsea, Arsenal, ManU- alle spielen sie in Hexenkesseln vor traumhafter Kulisse. Jeder Realist weiß, dass nur das die großen Vorbilder für unsere deutschen Vereine sein können- und hat dabei von der Realität keine Ahnung. Denn die wartet bei den englischen Vorzeigeclubs inzwischen mit völlig überteuerten Preisen und einer Atmosphäre auf, die eher an den Wiener Opernball oder einen großen Orchesterabend irgendeiner elitären Hochschule erinnert. Leidenschaft und Fanatismus sind verboten- bei Zuwiderhandlung wird man in manch britischem Fußballtempel mittlerweile per SMS angezeigt und erhält einen Platzverweis. Denn solch plebejische Verhaltensweisen will man nicht sehen im großen Zirkus. Der Erfolg hat seinen Preis und dem hat man sich unterzuordnen.
Das Negative existiert in der öffentlichen Wahrnehmung nicht. Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, die nicht das Glück haben, Spitzenkräfte oder Führungskräfte zu sein, die nicht 50 Euro für irgendein Freizeitvergnügen zahlen können, bleiben in Zukunft ausgesperrt. Mit ihnen ist nicht gut zu werben und sie haben auch nicht den erforderlichen Habitus, um in den Wohnzimmern des europäischen Fußball-Adels anwesend sein zu dürfen. Sie passen nicht in das Konzept des internationalen Wettbewerbs. Auch wenn es diesen Wettbewerb ohne sie gar nicht gäbe und sie ihn unbewusst erst mit aufgebaut haben.
Fans, die ihrem Club mit derartiger Leidenschaft verfallen sind, dass sie ihm sogar hinterher reisen möchten und auch noch auswärts zur Seite stehen möchten? Davon brauche ich fast gar nicht mehr zu reden. Will niemand, braucht niemand und es kann auch bald keiner mehr tun. Fußballspiele sollen ein einmaliges, zumindest seltenes Spektakel sein, dafür sorgen schon allein die immer teureren Preise. Warum sollen auch nur wegen ein paar Verrückter ganze Blöcke als billige Stehplätze vergeudet werden, wenn man dafür Sitzplätze haben kann, mit denen man doch viel mehr Kapital akkumuliert? So kommt man noch mal ein Stück schneller an die europäische Spitze heran.
Um dieses Problem komplett zu lösen, haben die Bosse auch einen ausgeklügelten Plan ausgearbeitet. Wer nämlich beispielsweise in Zukunft sonntags Zweite Liga live im Stadion sehen möchte, der muss um 12.30 vor Ort sein. Zweite Liga ist nun mal, was sie ist: Zweitklassig, und damit auch zweitrangig. Viel wichtiger sind ohnehin die Fernsehzuschauer. Die Einschaltquote muss stimmen, deshalb muss die Bundesliga zur besten Sendezeit kommen. Die 2.Liga muss sich danach richten. Dies zeigt, welch geniale Macher unsere Führungskräfte sind, haben sie doch damit das Problem der lästigen Gästefans zumindest in der 2.Liga gleich mitgelöst.
Dennoch: Fußball als Sport gerade auch für sozial Schwächere- das war und das wird er immer bleiben. Was heute unter dem Namen "Fußball" sprichwörtlich verkauft wird, ist plumper internationaler Wettbewerb, mit der gleichen pompösen Fassade, aber dem genauso gleichen primitiven Innenleben, wie in allen anderen Gesellschaftsbereichen. Und manch einer denkt sehnsüchtig zurück an die früheren Zeiten, an die Wurzeln des Fußballs. An die Zeiten, als Menschen es sich noch leisten konnten, als Ausgleich für ihre harte Arbeit unter der Woche samstags mittags um 15.30 in das Stadion zu pilgern für die Momente, auf die man sich die ganze Woche lang freute, auf die man hinarbeitete. Auf Freunde, Bier, Bratwurst und die Helden ihres Vereins. Helden, ohne teure Stars gewesen zu sein und ohne die Champions League gewonnen zu haben. Fußball als Opium fürs Volk, als Rauschmittel, das die Menschen für wenige Momente alle Alltagssorgen vergessen ließ. Und zwar für Viele davon nicht jene Sorgen, ob das nächste Auto ein Porsche oder ein BMW wird oder welcher Handy-Klingelton als nächstes heruntergeladen wird. Diese Momente waren/sind (noch) für manch einen Fan ein kleiner bescheidener, aber umso schönerer persönlicher Erfolg, nämlich im Bestreben, die Tristesse des Alltags erträglicher zu gestalten. Und mögen sie auch noch so klein sein, ich behaupte, diese Erfolge sind von der Tragweite um ein Vielfaches höher einzustufen als ein irgendwann möglicher Champions-League-Sieg für Herrn Hopp. Auch wenn unsere elitären Führungskräfte eine solche Ansicht wohl nie verstehen würden. Wer mag es ihnen verdenken, zu lange stehen sie schon ausschließlich auf der Sonnenseite...
Nun, Herr Hopp darf mit seinem Geld tun, was er will. Er darf seinen Kindheitstraum weiterspielen und seinen Verein unter die High Society der europäischen Fußballclubs führen. Diese Entwicklung ist nur schwer aufzuhalten und sie wird vermutlich manch einen Nachahmer finden. Aber die Kritik und die Ablehnung der breiten Masse der Fans ist ihm ebenso sicher und er muss sie ertragen, auch wenn es ihm nicht in seine Marketingstrategie passen sollte. Denn noch ist in diesem Lande auch für die Fans die Meinungsfreiheit gesetzlich verankert- zumindest solange sie nicht als Störung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit abgeschafft wird. Vielleicht schafft man es ja aber, die Kritik mit anderen beliebten Worthülsen zu ersticken, zum Beispiel indem man sie als erstes ernsthaftes Anzeichen für einen Terroranschlag brandmarkt.
Ich wünsche weiterhin viel Spaß bei der Zerstörung des Fußballs!